Kurzbiographie

Kurzbiographie

Kindheit und Jugend

Am 12.10.1891 wird Edith Stein als elftes Kind einer jüdischen Familie in Breslau (heute Wroczlaw / Polen) geboren; sieben der Kinder von Siegfried und Auguste Stein überleben das Kleinkindalter, drei überleben den Holocaust (Else, Arno, Erna).
1906 unterbricht sie ihre Schulbildung für 10 Monate und wendet sich vom jüdischen Glauben ab. 1911 macht sie ihr Abitur an der Viktoriaschule in Breslau mit Auszeichnung. (In: Edith Stein: Aus dem Leben einer jüdischen Familie, Edith-Stein-Gesamtausgabe [ESGA] Band 1).

Studium

1911-1913 studiert Edith Stein in Breslau Germanistik, Geschichte, Psychologie (letztere beim berühmten William Stern) und Philosophie (bei Richard Höngiswald).
Eine erste Berührung mit der Phänomenologie, der philosophischen Suche nach Wesen und Wahrheit, führt sie 1913-1915 zum Philosophie-Studium nach Göttingen, wo sie den Begründer der Phänomenologie, Edmund Husserl, hört und durch seinen Assistenten, Adolf Reinach, in ihrer Doktorarbeit begleitet wird.
1915 macht sie das pädagogische Staatsexamen in Göttingen mit Auszeichnung.

Lazarettdienst und Referendarzeit

Im selben Jahr unterbricht sie das Studium und geht zum Lazarettdienst beim Deutschen Roten Kreuz nach Mährisch-Weißkirchen (heute Hranice/Tschechien) als Schwesternhelferin.
1916 absolviert sie ihre Referendarzeit als Lehrerin in Breslau.

Dissertation und wissenschaftliche Weiterarbeit

1916 schließt Edith Stein ihre Dissertation „Zum Problem der Einfühlung“ (ESGA 5) bei Husserl in Freiburg i. Br. mit der höchsten Note (summa cum laude) ab. Von 1916-1918 ist sie Husserls wissenschaftliche (Privat-)Assistentin. Sie ordnet und bearbeitet Material und bereitet die Veröffentlichung einiger Manuskripte Husserls vor. Ihr bleibt daneben nur wenig Zeit für eigene philosophische Arbeiten.
Von 1918-1925 schreibt sie die Abhandlungen „Psychische Kausalität“ und „Individuum und Gemeinschaft“ (ESGA 6); eine mögliche Habilitation wird ihr als Frau nicht ermöglicht. Sie gibt daraufhin eine Privatvorlesung zur „Einführung in die Philosophie“ (ESGA 8) im Haus ihrer Mutter in Breslau und schreibt nach einem kurzen politischen Engagement im Vorstand der DDP (1918/19, ESGA 28) die phänomenologische Studie: „Eine Untersuchung über den Staat“ (ESGA 7). Außerdem überträgt sie 1922 die Studie von Alexandre Koyré „Descartes und die Scholastik“ (ESGA 26) gemeinsam mit Hedwig Conrad-Martius ins Deutsche.

Hinwendung zum Glauben

1921 entsteht „Freiheit und Gnade“ (ESGA 9), ein Text, der Steins Hinwendung zum christlichen Glauben reflektiert. Anlass zu diesem sich seit den Studienjahren abzeichnenden Glaubensweg – 1918 hatte sie sich bereits zu „einem positiven Christentum durchgerungen“ (ESGA 4, Brief. 53, 10.10.1918) – war die Lektüre der Biografie der heiligen Teresa von Avila während einer längeren Auszeit im Hause ihrer Philosophen-Freunde, dem Ehepaar Theodor Conrad und Hedwig Conrad-Martius, in Bergzabern/Pfalz.
Am 1.1.1922 empfing sie die Taufe, am 2.1.1922 die erste heilige Kommunion in der Pfarrkirche St. Martin in Bergzabern; am 2.2.1922 die Firmung in der Hauskapelle des Bischofs von Speyer.

Lehrerin, Wissenschaftlerin, Vortragsreisende

Von 1923-1931 war Edith Stein als Lehrerin am Mädchenlyzeum und an der Lehrerinnenbildungsanstalt der Dominikanerinnen von St. Magdalena in Speyer tätig. Daneben entwickelte sie eine umfangreiche Übersetzungs- und Übertragungstätigkeit (John Henry Newman, ESGA 21, 22, Thomas von Aquin, ESGA 23, 24, 25, 27).
Vortragsreisen zu zeitgenössischen Fragestellungen (Bildung, Frau, Berufsethos) führten sie ins In- und Ausland (ESGA 13, 16). 1931 startete sie einen weiteren, nicht honorierten Habilitationsversuch mit der Abhandlung „Potenz und Akt“ (ESGA 10). Von 1932-1933 war sie Dozentin an der kath. Weiterbildungsstätte „Deutsches Institut für wissenschaftliche Pädagogik“ in Münster. Sie hielt Vorlesungen zur „Mädchenbildung“ (ESGA 13) und zum „Aufbau der menschlichen Person“ (ESGA 14); eine weitere zum theologischen Menschenbild („Was ist der Mensch?“ ESGA 15) bereitete sie vor. 1933 wurde ihr als Jüdin das Lehren untersagt.

Karmelitin und geistliche Autorin

Am 14.10.1933 trat sie in das Kölner Karmelitinnenkloster „Maria vom Frieden“ ein als Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz. Sie entfaltete ein umfangreiches geistliches Schaffen (Gebete, Gedichte, Übersetzungen und Ansprachen, ESGA 19, 20). Von 1935-1937 arbeitete sie „Potenz und Akt“ (ESGA 10) um in „Endliches und ewiges Sein“ (ESGA 11/12). Am 21.4.1938 legte sie ihre ewigen Gelübde ab. Sie schrieb eine Studie über Dionysius Areopagita „Wege der Gotteserkenntnis“ (ESGA 17) und übersetzte seine Werke. Zwischen 1941 und 1942 entstand ein letztes Werk, die Studie „Kreuzeswissenschaft“ über Johannes vom Kreuz (ESGA 18).

Flucht, Verhaftung und Tod

Um ihre Mitschwestern zu schützen, emigrierte sie am 31.12.1938 in den Karmel nach Echt (Niederlande). Versuche in die Schweiz auszuwandern scheiterten; Edith Stein und ihre Schwester Rosa, die in Echt als Terziarin im Karmel mitlebte, wurden am 2.8.1942 verhaftet – ein Racheakt der Nationalsozialisten als Reaktion auf den Protest der Niederländischen Kath. Bischofskonferenz gegen die Judenverfolgung. Nach der Überführung ins Camp Westerbork (4.8.1942) erfolgte am 7.8.1942 der Abtransport “ad orientem” (zum Osten, im Lagerjargon ein Synonym für Vernichtungslager). Am 9.8.1942 kommen Edith Stein und ihre Schwester Rosa in Auschwitz-Birkenau an und werden vermutlich sofort vergast.

Ehrung durch die Kirche

Am 1.5.1987 wird Edith Stein beim Besuch Johannes Pauls II. in Deutschland seliggesprochen (in Köln); am 11.10.1998 wird sie durch ihn in Rom heiliggesprochen und am 1.10.1999 zur (Mit-)Patronin Europas erhoben. Seit März 2023 bittet der Orden der Karmeliten den Papst zu prüfen, ob Edith Stein zur Kirchenlehrerin erhoben werden könnte.

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