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Edith Stein hatte verwandtschaftlichen Kontakt nach Chemnitz, während ihrer Studienjahre war sie mit einem Dresdner und einem Leipziger bekannt. In der Nähe des Dresdner Hauptbahnhofs traf sie sich mit dem Phänomenologen Hans Lipps.
Verbindungen nach Sachsen hatte die 1891 in Breslau geborene Jüdin Edith Stein vor allem in ihrer ersten Lebenshälfte. Zu ihrem Onkel David Courant, einem Bruder mütterlicherseits, hatte sie eine herzliche Beziehung. Er lebte mit seiner Frau und zwei Söhnen in Chemnitz und führte eine Apotheke. Unmittelbar nach ihrem Abitur 1911 lud er Edith Stein ein, den Sommer mit den beiden Cousins in Chemnitz zu verbringen.
Während ihrer Studienjahre 1913-1915 in Göttingen lernte Edith Stein im philosophischen Schülerkreis ihres Lehrers Edmund Husserl (1859-1938) zwei Sachsen kennen: den Arzt Hans Lipps (1889-1941), der aus Pirna bei Dresden stammte, und den in Leipzig geborenen Philosophen Fritz Kaufmann (1891-1959). Edith Stein erinnert sich: Kaufmanns „Sprache war ein tadelloses Hochdeutsch ohne den leisesten sächsischen Anflug, während Lipps zu seinem größten Kummer den Sachsen schon mit den ersten Worten verriet“ (ESAG 1, 207).
Das hinderte Edith Stein jedoch nicht, sich in den Sachsen Hans Lipps zu verlieben. In ihrer Autobiographie berichtet sie von einem Treffen mit ihm in Dresden. Das war im Kriegssommer 1916. Hans Lipps musste zurück an die Front. Edith Stein war von Breslau aus auf dem Weg zu ihrer Promotion in Freiburg i. Br. In einem Café in der Nähe des Dresdner Hauptbahnhofes fragte Lipps sie spöttisch, ob sie auch zu diesem Klub gehöre, der alle Tage in die Messe geht. „Ich mußte über seine drollige Ausdrucksweise lachen, obgleich ich den Mangel an Ehrfurcht lebhaft empfand. … Nein, ich gehörte nicht dazu. Fast hätte ich gesagt: ‚Leider nein‘.“ (ESGA 1,331)
Die Zuneigung beider sollte keine Zukunft haben, weil Hans Lipps sie letztlich nicht heiraten wollte. Das Gespräch im Café lässt jedoch einen anderen, inneren Weg der Jüdin Edith Stein erkennen, der in die Taufe am 01.01.1922 mündete. Die rationalen Auseinandersetzungen während ihres Philosophiestudiums und die Begegnung mit Christen förderten ihre intensive Suche nach der Wahrheit: „Wer die Wahrheit sucht, sucht nach Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.“ (ESGA 3, 300)
Im St. Benno-Verlag Leipzig wurde 1963 ein Buch über Edith Stein veröffentlicht: Begegnung mit Edith Stein. Die Autorin, Maria Bienias, hatte Edith Stein 1931 in Breslau besucht. Sie schreibt über ihre Persönlichkeit: „Man fühlte, Edith Stein wandte sich aus der Tiefe des stillen gesammelten Herzens dem Besucher zu. Die Augen strahlten Güte und Frieden aus, wie man es nur ganz selten im Leben erfährt.“
Am Lehrstuhl für Religionsphilosophie (TU Dresden) wurden zwischen 2000 und 2020 unter wiss. Leitung von Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz alle Schriften Edith Steins in einer Gesamtausgabe von 28 Bänden neu bearbeitet.
Katharina Seifert (2017), ergänzt durch Beate Beckmann-Zöller (2020)