Nachruf Bischof em. Dr. Anton Schlembach

20 Jahrfeier der Edith Stein Gesellschaft Deutschland
Bischof em. Dr. Anton Schlembach mit den drei Präsdentinnen der ESGD: Dr. Ursula Hansen (1994-1997), Dr. Monika Pankoke-Schenk (1997-2009), Dr. Katharina Seifert (seit 2009).

Nachruf Bischof em. Dr. Anton Schlembach

Am 15. Juni 2020 ist der emeritierte Speyrer Bischof Dr. Anton Schlembach im Alter von 88 Jahren verstorben. Er hat für die Edith-Stein-Gesellschaft und das Andenken Edith Steins sehr viel Gutes bewirkt. Gerne erinnern wir uns an manche Begegnungen mit ihm. Wir empfehlen ihn Ihrem Gebet und sagen von Herzen: Danke, Bischof Schlembach, und auf Wiedersehen! 

Im Folgenden zitieren wir aus seinem Grußwort vom 3. Mai 2014 anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Edith Stein-Gesellschaft Deutschland e.V.: 

„Am 4. Mai 1987, war Papst Johannes Paul II. in Speyer. Zuvor hatte er am 1. Mai Edith Stein in Köln seliggesprochen. Ich hatte ihn im Herbst 1986 persönlich eingeladen und dabei auf die einzigartige Verbindung Edith Steins mit Speyer hingewiesen. Als ich in einem Telefongespräch Kardinal Höffner, den damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, bat, meine Einladung zu unterstützen, sagte dieser in seiner unnachahmlichen scholastischen Präzision: ‚Dazu habe ich zwei Dinge zu sagen: Erstens: Es ist noch nicht sicher, dass Johannes Paul II. im kommenden Jahr Deutschland besuchen wird. Zweitens: Es ist auch noch nicht sicher, dass er, sollte er kommen, Edith Stein selig sprechen wird. Es ist jedoch bekannt, dass er an der Seligsprechung Edith Steins ein großes Interesse hat. Und zwar aus drei Gründen: Erstens, Edith Stein war eine Wissenschaftlerin, zweitens, sie war eine Jüdin, drittens, sie war eine Frau.‘

Bei dem großen Gottesdienst auf dem Domplatz hielt Johannes Paul II eine groß angelegte Predigt über Europa. Im Schlussteil legte er dar, dass die große Geschichte letztlich von Einzelnen bestimmt wird und wies auf die großen Heiligengestalten der europäischen Geschichte hin. […] ‚Seid treue Hüter der Botschaft und des Lebenszeugnisses von Edith Stein.‘ Dieser Appell war für uns Verpflichtung, der wir nachzukommen suchten. Sie, die Mitpatronin Europas, die Patronin des 20. Weltjugendtages 2005 in Köln, ist auch zu einer besonderen Patronin unseres Bistums Speyer geworden.

  • Die Taufkirche Edith Steins in Bad Bergzabern wurde zu einer vielbesuchten Tauferneuerungskirche.
  • Im St. Magdalene-Kloster der Dominikanerinnen in Speyer wurde in zwei Klassenräumen, in denen sie unterrichtet hat, eine Edith-Stein-Dauerausstellung eingerichtet. Ihr ehemaliges Wohnzimmer im selben Kloster ist ein eindrucksvoll gestaltetet Meditationsraum. Die Klosterkirche von St. Magdalena mit der ewigen Anbetung seit 1934 habe ich zu einer besonderen Verehrungsstätte der heiligen Edith Stein erklärt. Ein Teil des Domplatzes trägt ihren Namen.
  • In der Taufkapelle des Domes steht eine Edith-Stein-Büste mit ihrem Namenszug und den Hinweisen: Jüdin – Atheistin – Philosophin – Karmelitin – Martyrin.
  • ‚Wer die Wahrheit sucht, sucht Gott, ob ihm das bewusst ist oder nicht.‘
  • Die Katharinenkapelle über der Taufkapelle haben wir als Beichtkapelle eingerichtet. In ihr steht der Beichtstuhl, in dem Edith Stein regelmäßig das Bußsakrament empfangen hat. In einem Davidsstern an der Wand ist ein Stück ihres Professkleides eingelassen.
  • Der Betstuhl, auf dem sie in St. Magdalena stunden-, je nächtelang gebetet hat, sowie der Betstuhl, auf dem sie bei ihrer Firmung im Bischofshaus am 2. Februar 1922 kniete, werden in Ehren gehalten.
  • Auf der Sonnenbrücke, über die Edith Stein unzählige Male von St. Magdalena in den Dom ging, erinnert eine Inschrift an sie.
  • In Wachenheim an der Weinstraße habe ich 1989 weltweit die erste Edith-Stein-Kirche konsekriert.
  • In Birkenheide läutet eine Edith-Stein-Glocke.
  • In Maikammer, wohin Edith Stein mit Ihren Schülerinnen einen Ausflug machte, gibt es Edith-Stein-Wein.
  • Es wurden Edith-Stein-Gebete und ein Edith-Stein-Kreuzweg verfasst, Edith-Stein-Lieder, eine Edith-Stein-Messe und eine Edith-Stein-Cantate komponiert.
  • Ein Edith-Stein-Video wird den Besuchergruppen in St. Magdalena vorgeführt.
  • Schwester Adele Herrmann von St. Magdalena verfasste das großartige Buch ‚Die Speyerer Jahre von Edith Stein‘.
  • In Schifferstadt steht eine kleine Kapelle für Edith Stein – Patronin Europas.
  • Auf dem Bahnhof Schifferstadt erinnert am Wartehäuschen zwischen den Bahnsteigen 2 und 3 eine Gedenktafel, dass hier Edith Stein am 7. August 1942 auf ihrem Transport nach Auschwitz zum letzten Mal gesehen wurde.
  • Die Edith-Stein-Realschule und das Edith-Stein-Gymnasium bezeugen täglich die Präsenz von Edith Stein in dieser Stadt.
  • […]

Angesichts dieses Tatbestandes konnte es gar nicht anders sein: die Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland wurde in Speyer gegründet und hat ihren Sitz in Speyer.

Die Idee dazu wurde auf dem 91. Katholikentag 1992 in Karlsruhe geboren. Dort trat die polnische Edith-Stein-Gesellschaft auf, die mir unbekannt war. Ich verspürte mit den Redakteuren unserer Bistumszeitung, Klaus Haarlammert und Norbert Rönn, den Impuls, auch in Deutschland, und zwar in Speyer, eine Edith-Stein-Gesellschaft ins Leben zu rufen. Sie waren der stärkste Motor für die Umsetzung. Der Impuls wurde von vielen engagiert aufgegriffen. Ein Speyerer Initiativkreis fand sehr schnell die Mitarbeit von Edith-Stein-Freundinnen und –Freunden aus anderen Diözesen und Städten.  […] 

Wir haben über die Gründungsversammlung mit den Wahlen, mit dem Gründungsprotokoll und mit den Reden zu bleibenden Erinnerung ein Heft zusammengestellt.

Die neue Gesellschaft bekam in unserem Ordinariat kostenfrei ein Büro.

Für mich war die Gründung und die Förderung der Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland auch eine persönliche Genugtuung und Freude. Ich betrachte es als besondere Fügung, dass Edith Stein verhältnismäßig früh in mein Leben eingetreten ist. Zu meinem Abitur 1950 schenkte mir eine Lehrerin die erste Biografie über Edith Stein aus dem Jahr 1948, von ihrer Novizenmeisterin im Kölner Karmel, Schwester Teresia Renata de Sancto Spiritu, verfasst: ‚Edith Stein – eine große Frau unseres Jahrhunderts‘. Ihre Gestalt und ihr Lebensweg haben mich bei der Lektüre zutiefst bewegt und mich in meiner Entscheidung zum Priesterberuf nachhaltig bestärkt.

Die Fotos von Edith Stein in diesem Buch haben sich mir tief eingeprägt und weiter begleitet.

In meinem ersten Semester an der Universität Würzburg wurde ich in einem philosophischen Kurs zur Einführung in die Metaphysik intensiv auf das philosophische Hauptwerk Edith Steins ‚Endliches und Ewiges Sein‘ aufmerksam gemacht. Als ich 1951 zum Weiterstudium an das Collegium Germanicum nach Rom kam, gab mir der bekannte Spiritual Pater Wilhelm Klein sehr bald das letzte Buch Edith Steins ‚Kreuzeswissenschaft‘ zur geistlichen Lesung. Bei meiner Bischofsernennung 1983 war Edith Stein eine der wenigen Verbindungslinien, die ich mit Speyer hatte.

Die Geschichte der Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte. […] Man kann der Edith-Stein-Gesellschaft und allen, die zu ihrer Erfolgsgeschichte beigetragen haben, nur herzlich gratulieren und von Herzen danken. Ich denke besonders auch an die kritische Gesamtausgabe aller Schriften der heiligen Edith Stein. Sie wird allen kommenden Generationen auf bestmögliche Weise einen Zugang zu Edith Stein erschließen. […] Ich bin gewiss: Edith Stein hat ihre Zukunft noch vor sich. Deshalb hat auch unsere Edith-Stein-Gesellschaft ihre Zukunft. Sie wird gebraucht, weil Edith Stein gebraucht wird – immer mehr, immer notwendiger. Am Ende seiner Predigt bei der Seligsprechung Edith Steins in Köln sagte der jetzt auch heilig gesprochene Papst Johannes Paul II.: ‚Edith Stein ist, wie Euer verehrter Herr Kardinal Höffner in seinem kürzlichen Hirtenbrief gesagt hat, „ein Geschenk, ein Anruf und eine Verheißung für unsere Zeit.‘ Dass die Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland weiterhin und weiterhin verstärkt mithelfen möge, dass dieses Geschenk gesehen, dass dieser Anruf gehört, dass diese Verheißung angenommen wird, das ist mein Wunsch und meine Segensbitte an diesem Festtag.“

R.i.P.

Im Namen der Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland e.V.

Dr. Katharina Seifert, Präsidentin 

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