Mitteilungen im Dezember 2019
1. Thema: Der Ruf der Glocken
In der Erzdiözese Freiburg präsentieren die Gemeinschaft christlicher Künstler sowie die Erzbischöflichen Bauämter ihre gelungensten Arbeiten in einer neuen Publikation „aus unserem schaffen“ Heft 18/2019. Darin findet sich auch die Zier einer Glocke, gestaltet von Christoph Feuerstein (*1965) aus Neckarsteinach. Die Glocke ist auf Edith Stein getauft. Feuerstein schreibt dazu: „Ausgangspunkt der Gestaltung war der Gedanke, dass mit der Shoah auch so etwas wie eine Kreuzigung des Judentums stattfand und die ernste Frage auftaucht, ob sich damit ein Kreis schließt in dem Sinne, dass Gott sein Volk zu sich ruft und sich nun womöglich von der Welt der Gegenwart abwendet? (vgl. M. Bubers Buch ‚Gottesfinsternis‘) Gott holt hier in gewisser Weise sein Volk zu sich, was uns Christen zu größeren Bemühungen um die Ökumene mit dem Judentum, um Verständnis und Geschwisterlichkeit auffordert, statt dem verdrängenden Kain-und-Abel-Denken zu folgen, das Jahrhunderte lang zwischen den beiden Religionen vorherrschte. Es geht also heute viel mehr um das große UND, um ein Miteinander von Judentum und ‚Heiden-/Christentum‘, auf gleicher Ebene, hinein in eine für beide auf Gott hin offene Zukunft, und die Hl. Edith Stein steht gewissenmaßen dafür. Der Tag ihrer Ermordung in Auschwitz, der 09.08.1942, ist aber auch derjenige ihrer Schwester Rosa, die nicht minder gelitten haben dürfte und die hier für die vergessenen namenlosen Opfer stehen soll. … Im Handhalten und Umgreifen der beiden jüdischen und zum Christentum konvertierten Schwestern ist also etwas vom wechselseitigen Umgreifen von Juden- und Christentum erkennbar. In ihrer Mimik ist Erschrecken über den bevorstehenden Tod, aber auch der Durchblick mit Jesus Christus durch diesen Tod hindurch angedeutet.“ Im Wechselspiel des Lebens der hl. Edith Stein hatte der Ruf der Glocken eine große Bedeutung. Die Glocken der Michaeliskirche in Breslau waren bis zu ihr nach Hause zu hören. Den Glocken ihrer Taufkirche in Bad Bergzabern und den Glocken des Speyrer und des Kölner Domes hat sie sicher in besonderer Weise gelauscht. Die Angelusglocke der Dominikanerinnen in Speyer, der Benediktinerinnen der hl. Lioba in Freiburg-Günterstal, der Benediktiner in Beuron, der Karmelitinnen in Köln und Echt rief sie regelmäßig zum Gebet. In dem Text „Tabernaculum Dei cum hominibus“ von 1937 (ESGA 20, 43ff) formulierte Sr. Teresia Benedicta a Cruce: „An jedem Morgen ruft der Klang der Glocke“. Sie selbst und alle, die sich eingeladen fühlen, führt sie zum täglichen „Hochzeitsmahl“. Rosa folgte der Spur ihrer Schwester „in den Frieden des Klosters“ (ESGA 1, 361) und schließlich unausweichlich bis an den Ort, wo kein Grabgesang einer Sterbeglocke zu vernehmen war. Das erinnert an den dramatischen Akt beim Glockengießen, den Friedrich Schiller in seinem Gedicht „Das Lied von der Glocke“ so beschreibt: „Wenn die Glock‘ soll auferstehen, muss die Form in Stücke gehen.“ In ihrer Meditation über „Das Weihnachtsgeheimnis“ (ESGA 19) verweist Sr. Teresia Benedicta auf den Ruf der „Rorateglocken“, die „eine heilige Sehnsucht im Herzen“ wachrufen. Das Läuten der „Glocken zur Christmette“ kündigt die Geburt des Heilandes an. Seien auch wir, wenn wir in der Advents- und Weihnachtszeit die Glocken hören, im Geiste Edith Steins miteinander verbunden und vom Segen des Christkindes erfüllt. Und während des Jahreswechsels, werden ebenso „die Glockentöne weithin schweben“. Möge Christus „Maß und Ziel“ (ESGA 20,43) unseres Lebens bestimmen und der Ruf der Glocken uns an Gottes Führung und die Vollendung in ihm erinnern. …
Dr. Katharina Seifert, Präsidentin
Seite 1.: Der Ruf der Glocken
Seite 2.: Offene Jahrestagung vom 17.-19. April 2020 in Erfurt
Seite 3.: Josef-Pieper-Preis für Frau Prof. Dr. Gerl-Falkovitz
Seite 4.: Göttinger Edith Stein Preis 2019 an Thomas Buergenthal
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